Wieviel Disziplin erträgt Erziehung?

In einem meiner Blogs zu den «Helikoptereltern» habe ich behauptet, dass Eltern heute ihre Kinder nicht mehr loslassen und sich von ihm zu wenig distanzieren können. Weil ich mir bewusst bin, dass dies eine gewagte These ist, habe ich mich über verschiedene Kommentare hierzu besonders gefreut. Vor allem über den von Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, die mir etwas widersprochen hat und diesem Phänomen gar kein so grosses Problem sieht. Sie gewinnt den freundschaftlicheren Beziehungen zwischen Eltern und Kindern auch Positives ab, schränkt jedoch ein, dass es auch eine Frage des Masses und deshalb wichtig sei, sich von den Eltern abgrenzen zu können. Darauf will ich heute eingehen. Insgesamt glaube ich nämlich, dass es heutigen Kindern immer schwerer fällt, sich abgrenzen zu können, weil Eltern selbst Mühe haben, eine eigene Orientierung und damit auch die notwendige Gelassenheit zur Erziehung zu finden.

In ganz Europa, auf der ganzen Welt, suchen Eltern nach Orientierung. Sie wollen weder autoritär noch antiautoritär sein, aber sie haben Angst, mit ihren Erziehungsvorstellungen alles falsch zu machen. Deshalb vermeiden sie Konflikte mit den Kindern, ersparen ihnen jegliche Niederlage und jeden Schmerz und wollen vor allem beliebt sein bei ihnen.

Vielleicht finden Sie dies gut so, ich aber denke, dass dies falsch ist. Meines Erachtens funktioniert eine gute Erziehung nur über Authentizität. Eltern, die wissen, wie sie ihr Kind erziehen wollen und die an bestimmte Grundsätze glauben, wirken authentisch. Deshalb sind sie sich bewusst, dass der Umstand, zusammen mit Eltern erwachsen zu werden, für ein Kind auch schmerzlich ist. Dies gilt aber auch umgekehrt: Eltern sollten den Mut haben zu zeigen, was ihnen weh tut. Ich denke beispielsweise an eine meiner Freundinnen, die ihrem 13jährigen Sohn klipp und klar gesagt hat, dass sie es nicht mehr ertragen werde, wenn er sie vor seinen Freunden sie immer als Hausmütterchen darstelle, die sowieso Tag und Nacht für ihn da sei und sie ihn deshalb beim nächsten Mal damit vor allen konfrontieren werde. Dies hatte offenbar gewirkt, denn eine solche Bemerkung hatte sie fortan von ihrem Sohn nicht mehr gehört.

Eine derart ehrliche Haltung scheint mir vor allem in der Pubertät wichtig zu sein. Doch müssen die Grundlagen hierzu viel früher geschaffen werden. Denn Erziehung ist in der Pubertät eigentlich bereits abgeschlossen. In dieser Phase gilt es nur noch, die Beziehung zu den Kindern aufrecht zu erhalten, zu versuchen, sie an die Einhaltung der vereinbarten Regeln und Normen zu erinnern – vor allem aber auch, sich als Eltern selbst entsprechend zu verhalten.

Die Weichen sind somit vor der Pubertät zu stellen. Das heisst beispielsweise, bereit zu sein, Konflikte durchzustehen, den Kindern klar zu machen, dass Eltern nicht 24 Stunden am Tag verfügbar sind und auch ein Recht und die Lust auf eigene Glücksmomente (auch als Paar) haben, konsequent zu sein und die Kinder auch nur dann zu loben, wenn es etwas zu loben gibt.

Die Forschung zeigt eindeutig: Die autoritative Erziehung ist die erfolgreichste Erziehung. Sie ist nicht zu verwechseln mit autoritärer Erziehung. Autoritativ meint vielmehr, dass Eltern Herzenswärme und Liebe innerhalb klar definierter und der kindlichen Entwicklung angemessener Grenzen definieren und auf deren Einhaltung konsequent bestehen.

Wieviel Disziplin verträgt Erziehung? Meines Erachtens ist dies eine Frage der Einstellung der Eltern und ihrer Authentizität. Kinder bringen die Bereitschaft mit, sich erziehen zu lassen. Sie finden es gut, wenn Eltern den Ton angeben und Grenzen setzen. Kinder wollen starke Eltern, damit sie selbst stark werden. Das Ziel ist eine Familie, in der Disziplin und Gelassenheit  die zwei Seiten der Medaille bilden.

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Kommentare 1

Gäste - Andrea Mordasini, Bern am Montag, 07. Oktober 2013 07:53

Guten Tag

Auch wir können weder dem typischen autoritären, durch Druck, Zwang und Verboten geprägten Erziehungsstil noch dem typischen antiautoritären grenzen- und regelfreiem "laisser-faire" viel Positives abgewinnen. Daher haben wir uns für die goldene Mitte entschieden. Kinder, welche bindungs- und bedürfnisorientiert mit einigen wichtigen und klaren Regeln/Grenzen, aber vor allem mit viel Liebe, Wärme, Nähe, Geborgenheit, Zuwendung, Zuneigung, Sicherheit, Freiheiten, Gelassenheit, Verständnis und Geduld durchs Leben hindurch begleitet werden, wachsen zu mutigen, starken, selbstbewussten, glücklichen, ehrlichen, anständigen und respektvollen Mitmenschen heran.

Freundliche Grüsse

Andrea Mordasini, Bern

Guten Tag Auch wir können weder dem typischen autoritären, durch Druck, Zwang und Verboten geprägten Erziehungsstil noch dem typischen antiautoritären grenzen- und regelfreiem "laisser-faire" viel Positives abgewinnen. Daher haben wir uns für die goldene Mitte entschieden. Kinder, welche bindungs- und bedürfnisorientiert mit einigen wichtigen und klaren Regeln/Grenzen, aber vor allem mit viel Liebe, Wärme, Nähe, Geborgenheit, Zuwendung, Zuneigung, Sicherheit, Freiheiten, Gelassenheit, Verständnis und Geduld durchs Leben hindurch begleitet werden, wachsen zu mutigen, starken, selbstbewussten, glücklichen, ehrlichen, anständigen und respektvollen Mitmenschen heran. Freundliche Grüsse Andrea Mordasini, Bern
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