Wunderkinder zwischen Mythos und Realität

Ein Beitrag zum Lucerne Festival, «Kindheit – Biotope der Herkunft» am 26.08.2018 https://www.lucernefestival.ch/de/programm/alma-deutscher-sol-gabetta-martin-meyer-ua/869   Zwei Gründe nähren die Vermutung, es gäbe heute mehr Wunderkinder. Erstens berichten die Medien in grosser Regelmässigkeit von jungen Genies. Man denke an die TV-Sendung «Deutschland sucht den Superstar / Kids», in der musikalische Talente bis 14 Jahre präsentiert und beurteilt werden. Zweitens ist in den letzten Jahren das Interesse an den Möglichkeiten der Frühförderung enorm gestiegen. Gemässigte Formen von Frühreife wie Frühlesen und Frührechnen oder ein akzeleriertes...
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Neue Väter brauchen neue Mütter! Das eine ist ohne das andere nicht zu haben

Zu meinem neuen Buch, das am 1. August 2018 unter dem gleichnamigen Titel erschienen ist   Das seit Jahren kaum mehr Geglaubte ist eingetreten: In allen deutschsprachigen Staaten werden wieder mehr Kinder geboren. In der Schweiz waren es im Jahr 2011 gut 80‘000 Geburten, in Deutschland 678‘000 und in Österreich 78‘000. 2016 waren es in der Schweiz fast 87‘000 Geburten, in Deutschland 738‘000 und in Österreich 84‘000. Welches Geheimnis steckt hinter diesem Kindersegen? Ist es ein Verdienst der Familienpolitik, weil heute...
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Der Ärger mit dem Lärm spielender Kinder

  Meine Kolumnen schreibe ich meistens am Wochenende daheim in Aarau. Auf meinem Schreibtisch habe ich immer eine Schachtel Oropax griffbereit, um mich vor dem Lärm der spielenden Nachbarskinder zu schützen. Solche Stöpsel nutze ich gerne, denn Kinder haben nicht nur ein Recht auf Bildung, sondern auch ein Recht auf das Spielen! Das freie Spiel hat schlechte Karten Schon Friedrich Schiller hat gesagt, der Mensch sei nur da ganz Mensch, wo er spielt. Wie Recht er hat, kann ich jeweils von...
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Kinder dürfen auch "nur" durchschnittlich sein

In unserer modernen Leistungsgesellschaft dominiert der Mythos des erfolgreichen Kindes. Der Druck, ein frühreifes und vielleicht auch hochbegabtes Kind zu haben, ist so ansteckend, dass man dem schnell verfällt. Für nicht wenige Eltern liegt der Wert des Kindes in seiner Leistung, und ein Spitzenschüler gilt als Mass für eine gute Erziehung. Doch allein schon diese Idee stresst die Eltern, aber auch viele Lehrkräfte – und Kinder entwickeln sich immer weiter weg von dem, was sie eigentlich in ihrem Kern wären. Kinder,...
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Mütter sind an allem schuld! Gedanken zur Ideologie der intensiven Mutterschaft

erschienen in Aaraguer Zeitung  / Die Nordwestschweiz, 21.05.2018 Mutterschaft wird verklärt. Tritt der Traum vom eigenen Kind ins Leben, schwelgen Frauen nicht nur im Glück, sondern auch in Zukunftsplänen. Mit oder ohne Partner können sie neuerdings frei entscheiden, ob sie lieber einen Benjamin oder eine Anna hätten und wie, wo und wann das Kind zur Welt kommen soll. Solche Wahlfreiheiten passen zwar gut zu unserer individualisierten Gesellschaft, doch sobald Frauen Mütter werden, ändert dies grundlegend. Das Kind ist nicht mehr ein...
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Überförderte und überforderte Kinder

erschienen in NZZ, 17.05.2018, 10.   Besonders fleissig und gute Noten – ein solches Kind ist der Traum mancher Eltern. Ist es zudem überdurchschnittlich intelligent, dann hat es beste Aussichten auf eine besonders erfolgreiche Bildungslaufbahn. Doch in vielen Fällen sind solche Kinder nicht hochbegabt, sondern Überleister. Überleister sind junge Menschen, die mehr leisten, als man von ihnen aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten erwartet. Überleistung gilt fälschlicherweise als erstrebenswert oder zumindest als harmlos. Doch ein Blick hinter die Fassade asiatischer Familien verweist auf...
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Schulen als Leuchttürme für mehr Chancengerechtigkeit

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Bildungschancen ungleich verteilt sind. Gemäss dem Prinzip der Chancengerechtigkeit müsste allen Menschen nicht nur der Zugang zur Ausbildung gleichermassen offen stehen, sondern auch faire Chancen zur Überwindung von Nachteilen und zur Entdeckung von Potenzialen. Mit Blick auf Kinder aus einfachen Sozialschichten ist dieses Postulat nicht verwirklicht. Auch wenn sie die gleichen kognitiven Fähigkeiten haben wie Kinder aus privilegierteren Sozialschichten, sind sie weniger schulerfolgreich und finden den Weg ans Gymnasium deutlich seltener. Unserer Gesellschaft geht...
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Verweichlicht oder übersensibel? Gedanken zur Frustrationstoleranz junger Menschen

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 31.03.2018, 20   Eine junge Journalistin hat sich kürzlich auf Twitter beklagt, dass sie eine Praktikumsstelle bei einem renommierten Verlag nicht bekommen habe. Sie sei noch nie so respektlos behandelt worden und das tue sehr weh. Ihre Reaktion ist zwar nachvollziehbar, trotzdem zeigt sie sich als unfähig, eine solche Niederlage hinzunehmen und eine gewisse Schmerzresistenz zu entwickeln. Fehlende Frustrationstoleranz Vielleicht verfügt diese junge Frau über zu wenig Frustrationstoleranz. In der Regel entwickelt man sie...
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Das Digitalisierungsmonster und seine ausgeblendeten Auswirkungen

Die Digitalisierung ist mächtig und scheint so unausweichlich wie ein Naturereignis. Bei genauerem Hinsehen stimmt dies natürlich nicht. Die Digitalisierung ist kein Naturereignis, sondern das Ergebnis wichtiger kollektiver Entscheidungen von bestimmten Gremien. Kantone beispielsweise sprechen plötzlich trotz Finanzknappheit namhafte Summen, um die Digitalisierung im Bildungswesen voranzutreiben. Wie wachsen Kinder in die digitale Welt hinein? Als Bildungsforscherin macht mir Sorgen, wie schnell diese Welle voranschreitet – schneller, als wir überhaupt verarbeiten können. Selbstverständlich kann man beschwichtigen: Das ist halt so bei derart...
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Weibliche Talente haben es schwer in der Berufsbildung

erschienen in Aargauer Zeitung/Die Nordwestschweiz, 12.02.2018, 16. (Diese Kolumne bezieht sich auf unsere neue Studie: http://www.margritstamm.ch/dokumente/dossiers/253-die-berufslehre-hat-ein-geschlecht-weshalb-es-weibliche-talente-schwer-haben/file.html   In der Berufsbildung sind weibliche Talente benachteiligt. Diese Behauptung dürfte im Jahr 2018 – in Zeiten der Diskussion um Frauenquoten, gleicher Lohn für Mann und Frau, mehr Frauen in Verwaltungsräte oder der #metoo-Debatte – unterschiedliche Reaktionen auslösen. Die einen wird sie kaum erstaunen, andere dürfte sie ärgern. Lehrmeister beurteilen junge Frauen strenger als Lehrmeisterinnen Doch meine Behauptung ist eine empirische Tatsache. In unserer kürzlich abgeschlossenen...
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