Die Diktatur des optimierten Kindes

erschienen in NZZ, 1. Dezember 2018, S. 12 unter dem Titel "Das Beste ist nicht immer gut genug. Verschonen wir die Kinder vom Optimierungswahn"   Alle wollen ihn haben: den perfekten Körper. Um diesem Ideal zu entsprechen, gehen immer mehr Menschen ins Fitness-Center. Längst sind es nicht mehr nur Frauen, sondern zunehmend auch Männer, die sich einem solchen Schönheitsdiktat unterwerfen. Doch dieser vor allem medial aufbereitete Trend wäre kaum der Rede wert, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass nun auch...
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Begabte Minoritäten: Fünf Mythen, warum ihr Potenzial übersehen wird

Die soziale Herkunft zensiert*. Diesen Titel trägt eine Studie, an der Franz Baeriswyl von der Universität Fribourg mitgearbeitet hat und empirisch belegt, was wir eigentlich schon lange wissen: Kinder aus einfach gestellten Familien bekommen schlechtere Noten, auch wenn sie in Prüfungen gleich gut wie Kinder aus sozial gut gestellten Familien abschneiden. Begabtenförderung und ihre sozialen Ungleichheiten Ungleichheit zeichnet sich aber auch in der Begabtenförderung ab. Dies erstaunt, könnte man doch davon ausgehen, dass überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten das Tor zum Erfolg –...
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Für ewig jung?

Die "Überalterung" ist eine Tatsache, welche uns enorm beschäftigt. Unwörter wie Rentnerschwemme, Grufties oder Altersheim Schweiz verweisen auf das schwierige Umfeld, in dem Altern heute stattfindet. Die Altersdebatte ist nach wie vor weitgehend eine Angstdebatte, auch wenn mediale Berichte von den jungen Alten anderes verheissen. Es erstaunt deshalb kaum, dass dieser Negativblick die Diskussion über das Altern beherrscht und die mit ihm verbundenen Chancen nahezu vollständig ignoriert. Das zeigt sich übrigens auch in vielen Altersleitbildern, die oft stark in dem verwurzelt...
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Wo sind die Arbeiterkinder an der Uni?

Von der Vorschule bis zur Hochschule steht seit geraumer Zeit das Potenzial von Migrantinnen und Migranten auf der Agenda der Bildungspolitik. Recht so! Denn es hat lange genug gedauert, bis man vom negativ besetzten Bild «der» Migranten weggekommen ist. Trotzdem hat der verstärkte Fokus auf sie leider dazu geführt, dass eine genauso wichtige Gruppe fast vergessen worden ist: die einheimischen Arbeiterkinder. Ähnlich wie dies bei benachteiligten Migrantenkindern der Fall ist, schaffen es viel zu wenige von ihnen an die Universität. Welches sind...
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Keine IQ-Tests für Gymnasiasten!

Tatsache ist: Viele Kinder gehen heute ins Gymnasium, die vor 15 Jahren noch eine Berufslehre gemacht hätten. Tatsache ist auch, dass fast 100% der Kinder aus Akademikerfamilien eine Matura machen, der Anteil derjenigen aus Arbeiter- und benachteiligten Migrantenfamilien jedoch nach wie vor nicht mehr als 20% bis 30% beträgt und in den letzten zwanzig Jahren kaum gestiegen ist. Das bedeutet, dass die oft geforderte Chancengleichheit vor allem eine ist, die gut situiert aufwachsende Kinder begünstigt. Solche Kinder finden den Weg viel...
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Die Volksweisheit «Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr» ist ein Irrtum

Alle Welt spricht von Potenzial. So soll das Potenzial unserer Kleinsten entwickelt und gefördert, das Potenzial von Talenten in der Berufsbildung genutzt oder auch an Hochschulen das Potenzial des Forschernachwuchses besser entfaltet werden. Erkannt haben wir inzwischen auch das Potenzial von älteren Menschen und dasjenige von Migrantinnen und Migranten. Was aber steckt eigentlich hinter dem Begriff? Heisst «Potenzial zu haben» mit guten Genen ausgestattet zu sein oder eher in einer aufmerksamen Umwelt zu leben, welche es fördern will? In der Öffentlichkeit...
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Lerndoping vom Elternhaus

Ich selbst gehöre zu denjenigen, die einmal Nachhilfe, gekriegt haben und zwar in Mathematik unmittelbar vor der Aufnahmeprüfungen ins damalige Lehrerseminar. Und Sie? Verschiedene von Ihnen müssten diese Frage eigentlich mit ja beantworten können. Denn laut Statistik bekommen etwa drei von 10 Jugendlichen Nachhilfe. Zu diesem Schluss sind zwei neue Studien von Stefanie Hof und Stefan Wolter (2012*) sowie von Hans-Ulrich Grunder (2013**) gekommen. Offenbar reicht der normale Unterricht für viele Schulkinder nicht aus, weil sie von unserem Bildungssystem überfordert werden. Das...
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Der falsche Blick auf «die armen Migrantenkinder»

Schon lange ist bekannt, dass Kinder mit Migrationshintergrund schlechtere Schulleistungen erbringen als einheimische Kinder und dass diese Unterschiede, vor allem in den sprachlichen und sozialen Kompetenzen, bereits beim Eintritt in den Kindergarten deutlich sichtbar werden. Darauf verweisen viele Studien. Eine Konsequenz aus diesen empirischen Tatsachen war und ist, dass solche Kinder in sprachlich ausgerichteten Gruppen, in Sprachförderprogrammen oder in anderen Massnahmen gezielt gefördert werden. Bund, Kantone und Gemeinden geben hierfür viel Geld aus. Diese Strategie ist bisher auf grosse Akzeptanz gestossen...
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