Anstandslosigkeit: ein neues Laster in Zeiten der Digitalisierung

erschienen in: NZZ, 29.12.2017 «Benimm dich anständig!» Diese Ermahnung war für meine Generation eine alltägliche Erziehungserfahrung. Heute gilt sie als Ausdruck einer repressiven Moral. Zu Recht, denn die unerträglichen Normen machten aus vielen Kindern angstbesetzte Anpasser statt eigenverantwortlich handelnde Menschen. Heute überwiegt die Überzeugung, dass Menschen, die sich frei entfalten können, Anstand und Respekt automatisch von Erwachsenen übernehmen – Lernen am Modell nennt man das. Doch solche Modelle bekommen zunehmend abträgliche Konkurrenz. Viele von uns werden dieses Bild nie vergessen: Wie Donald...
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Vorbilder statt Vorsätze fürs 2018

Neues Jahr, neues Glück? Wer das Schicksal der guten Vorsätze kennt, weiss nur zu sehr, dass dies eine nicht so einfache Sache ist. Man sollte deshalb vorsichtiger mit den Vorsätzen umgehen und sich eher überlegen, was es mit dem Vorbildsein auf sich hat. Ein Vorbild taugt mehr als zig gute Vorsätze, die sich häufig nicht bewähren und selten lange halten. Schon der römische Philosoph Seneca hat gesagt, dass die Menschen den Augen mehr trauen als den Ohren und Vorbilder deshalb den...
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MINT-Berufe und Frauen: Frühes Selbstvertrauen fördern!

Wir alle kennen das Vorurteil, dass Mädchen einfach schlechter in Mathematik seien und dies einer biologischen Tatsache entspreche. Und es ist auch eine oft gestellte Journalistenfrage, ob das männliche Geschlecht deshalb klüger als das weibliche Geschlecht sei. Schliesslich sind Frauen an Universitäten und Fachhochschulen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) deutlich unterrepräsentiert. Wenn man die Gründe nicht in der Biologie sucht, dann am ehesten in den gesellschaftlichen Stereotypen und in den Vorurteilen von Lehrkräften, Eltern und Berufsbildnern. Eine neue und...
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Perfektionismus in Zeiten der Selbstoptimierung

Die Schweiz hat an den World Skills in Abu Dhabi 20 Medaillen gewonnen, davon 11 goldene. Hinter China rangiert sie in der Nationenwertung auf dem zweiten Platz. Zustande gekommen ist diese herausragende Leistung unter anderem auch wegen des Perfektionismusstrebens der Beteiligten in der Vorbereitung zum und der Durchführung während des Wettbewerbs. Gesunder Perfektionismus Die Interviews, welche die Medaillengewinnerinnen und -gewinner anschliessend den Medien gegeben haben, machten deutlich: Sie haben eine gesunde Portion Perfektionismus entwickelt. Ihre Vorbereitung und die Arbeit während des...
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Der Druck zum Mittelmass oder: Keiner will ein Streber sein

Meine Kolumne in  der Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 06.11.2017, 16.   Es gibt Talente, die es in der Schule trotzdem schwer haben, vor allem dann, wenn sie männlich sind. Jeder kennt sie, lernbegierige Primarschüler, die Bestnoten schreiben. Manchmal sind sie hochbegabt, oft lediglich besonders gewissenhaft und ehrgeizig. In Mathematik oder Deutsch sind sie der Klasse voraus, und auch mit ihrem Wissen halten sie sich im Unterricht nicht zurück. Verhalten sie sich unauffällig, sind sie die Lieblinge der Lehrkräfte, und auch...
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Wenn die Betreuerin von den Kindern mehr geliebt wird als von der Mutter...

Kürzlich war ich wieder einmal zum Schwimmen im Hallenbad. Jedermann, der dorthin geht, auf einen Spielplatz oder in ein Einkaufszentrum, stellt fest, dass sich die Zeiten geändert haben. Eine neue Gruppe der Ersatzmütter: die Nannys Vor Jahren, als unsere Kinder im Schulalter waren, gab es drei Gruppen von Frauen: die Hausfrauen, die Berufsfrauen und die Teilzeitlerinnen, welche die Probleme der Haus- und der Berufsfrauen verstanden. Im Zuge der verstärkten Berufstätigkeit der Mütter und der kostenintensiven Kitabetreuung gibt es heute eine vierte...
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Der Tunnelblick in der Selektion von Lehrlingen

Eine traditionelle Erkenntnis der Forschung zu Selektionsverfahren in der beruflichen Grundbildung ist die, dass die Engpässe der vergangenen Jahre die Zugangschancen bestimmter Gruppen gefördert, anderer Gruppen hingegen behindert haben*. So liegt bis heute die Ausbildungsbeteiligung junger Ausländerinnen und Ausländer unter denjenigen der Einheimischen. Anerkannt ist dabei, dass es vor allem betriebliche Auswahlstrategien sind, welche sie benachteiligen. Darüber hinaus weisen insbesondere Schülerinnen und Schüler aus anforderungsniedrigen Schulstufen deutlich geringere Einmündungsquoten auf, weil sie sich häufiger in der Warteschlaufe befinden als Jugendliche höherer...
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Der Ruhestand ist kein Winterschlaf

erschienen in: Aargauer Zeitung /Die Nordwestschweiz, 18.09.2017, 14.   Die Überalterung unserer Gesellschaft ist eine Tatsache. Unwörter wie Rentnerschwemme, Gruftis oder Altersheim Schweiz verweisen auf das schwierige Umfeld, in dem Altern heute stattfindet. Die Altersdebatte ist eine Angstdebatte, welche die Diskussion nahezu vollständig beherrscht. Dadurch ignoriert sie die mit dem Altern verbundenen Chancen. Altern als Provokation Um nicht falsch verstanden zu werden: Altern ist relevant! In einer Gesellschaft im Jugendwahn ist die Angst vor dem Altwerden ein Normalzustand. Altern ist eine...
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Elternängste und ihre Auswirkungen

Unzweifelhaft ist Ängstlichkeit ein Teil von Elternschaft. Es gibt ein persönliches und soziales Gefühl von Verletzlichkeit, das mit der Schwangerschaft und dem Bewusstsein aufkommt, nun bald für ein vollkommen von einem selbst abhängiges Wesen verantwortlich zu sein. Dies war schon immer so. Stete Kontrolle und Fürsorge garantiert keine erfolgreichen Kinder Aber heute es gibt etwas Einmaliges über die Natur elterlicher Ängstlichkeit: die Überzeugung, dass etwas mit den Kindern schief geht, wenn sie nicht andauernd kontrolliert und alle schlechten Dinge oder Gefahren...
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Missratene Kinder. Wenn der Nachwuchs nicht den elterlichen Erwartungen entspricht

erschienen in: NZZ, Wenn Kinder versagen. Zu hohe elterliche Erwartungen. 11.08.2017, 9.   «Leider macht unser Sohn nichts Rechtes. Er hat sein Studium abgebrochen und will nun Koch werden.» Diese Sorge eines Kollegen zu meiner Frage nach dem Lebensweg seiner Kinder ist nachvollziehbar. Und zwar grundsätzlich, weil die OECD an der Förderung der akademischen Eliten festhält. Sie stempelt junge Menschen als Bildungsabsteiger ab, wenn sie trotz eines akademischen Familienhintergrundes «nur» eine Berufslehre absolvieren. Aber auch, weil Bildungsabsteiger in unserer akademisierten Zeit...
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