erschienen in: NZZ, 08.01.2016, S.10, Teil 1. Ich bin seit vielen Jahre Feministin. Meine Motivation war schon immer das Engagement gegen diskriminierende Geschlechterstrukturen unserer Gesellschaft. Heute bin ich verunsichert. Der Grund ist die Entwicklung der Gleichstellungspolitik und des jungen Feminismus. Die Gleichstellungseinrichtungen machen zwar professionelle Arbeit, aber sie haben zu wenig Rückhalt, insbesondere beim männlichen Geschlecht. Und der junge Feminismus, wie ihn die Ikone Laurie Penny postuliert, will eine Gleichstellung, die sich nicht mehr am Idealbild der Karrierefrau orientiert, sondern...
erschienen in: Aargauer Zeitung/ Die Nordwestschweiz, 28.12.2015, 18. Weihnachten ist vorbei. Schön sind die Erinnerungen an die leuchtenden Kinderaugen beim Anblick der Päckli unter dem Christbaum. Durchschnittlich 10.5 Geschenke bekommt ein Kind, zwei von den Eltern, vier von den beiden Grosseltern, je eines von Gotte und Götti, Tanten und Onkeln und vielleicht auch eines vom neuen Freund der Grossmutter. Schliesslich liebt man ja den Nachwuchs, deshalb kauft man ihm auch so viel Spielzeug. Unterschreiben würde das natürlich kaum jemand, und...
Die "Überalterung" ist eine Tatsache, welche uns enorm beschäftigt. Unwörter wie Rentnerschwemme, Grufties oder Altersheim Schweiz verweisen auf das schwierige Umfeld, in dem Altern heute stattfindet. Die Altersdebatte ist nach wie vor weitgehend eine Angstdebatte, auch wenn mediale Berichte von den jungen Alten anderes verheissen. Es erstaunt deshalb kaum, dass dieser Negativblick die Diskussion über das Altern beherrscht und die mit ihm verbundenen Chancen nahezu vollständig ignoriert. Das zeigt sich übrigens auch in vielen Altersleitbildern, die oft stark in dem verwurzelt...
Eine «bildungsferne» Professorin. Weshalb wir den «bildungsfern» aus dem Vokabular streichen sollten
erschienen im Polit-Blog des Tagesanzeigers, 23.11.2015: http://blog.tagesanzeiger.ch/politblog/index.php/30971/eine-bildungsferne-professorin/ Ich bin ein Arbeiterkind. Mein Vater war Sattler und Tapezierer, meine Mutter arbeitete vor allem im Service. Heute wäre ich ein «bildungsfernes» Kind. Als bildungsfern gilt in den PISA-Studien, wenn die Familie nur wenige Meter Bücher besitzt, das Kind kein eigenes Zimmer und keinen eigenen Schreibtisch hat, die Eltern nur bescheiden ausgebildet sind und mit dem Nachwuchs selten oder nie Bibliotheken besuchen. Dies alles trifft für meine Kindheit zu. Darunter, dass ich ein...
Am Morgen müssen sie früh weg, am Abend kommen sie spät nach Hause. Sind sie endlich da, wechseln sie Windeln, erzählen eine Gutenachtgeschichte oder helfen bei den Hausaufgaben zum Dreisatzrechnen. Tatsächlich hat sich bei den Vätern in den letzten Jahren Vieles geändert. Sie investieren deutlich mehr Zeit in ihre Kinder und mit überwiegend hohem Engagement. Trotzdem ist der Standardvorwurf aus weiblichem Munde immer noch weitgehend derselbe: Männer sind das faule Geschlecht. Sie tun zu wenig im Haushalt, und wenn das Kind...
Dass Stichworte wie Talente, Begabungen, Expertise, Leistungsexzellenz – oder wie immer man Potenziale nennen will – Eingang in den Berufsbildungsdiskurs gefunden haben, ist glücklicherweise auch eine Folge des innovativen Berufsbildungsgesetzes. Die in Art. 18 und Art. 21b festgehaltene Pflicht zur Förderung leistungsstarker Berufslernender weist der Ausbildung des Nachwuchses eine grundlegende Bedeutung und den Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben eine spezifische Verantwortung und Innovationsbereitschaft zu. Berufliche Begabten- und Talentförderung ist damit zu einer wichtigen, berufspädagogischen Aufgabe geworden. Auch der Bundesrat hat verschiedentlich von der...
Das Gerede von der Akademikerschwemme ärgert mich, auch deshalb, weil Berufsbildung und Gymnasium immer wieder gegeneinander ausgespielt werden. Es muss nicht jeder studieren, heisst es, leistungsstarke Schüler wären in einer Berufslehre oft besser aufgehoben als im Gymi. Stimmt! Und zwar für solche, die eigentlich handwerkliche Begabungen hätten, sich aber kaum für akademische Inhalte interessieren und die Matura nur mit Ach und Krach hinkriegen. Für eine jenseits junger Migranten nahezu unbeachtete Gruppe trifft jedoch Umgekehrtes zu: Kinder aus einheimischen Arbeiterfamilien, die das...
Jeder kennt sie: die Schüler, die trotz hoher Begabung aufgrund schlechter Noten den Übertritt ins Gymnasium nicht schaffen oder keine anspruchsvolle Lehrstelle bekommen, Schülerinnen, die sich ohne Hausaufgaben zu erledigen mit knapp genügenden Noten über die Runden schlängeln oder Erwachsene, die trotz ihrer Begabung wenig anspruchsvolle Berufe ausüben oder gar ihre Ausbildung abbrechen. Und auch in der Fachliteratur werden nicht wenige begabte Menschen beschrieben, die in der Schule mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatten, dann jedoch ausgesprochen erfolgreiche Erwachsene wurden....
erschienen in der Aargauer Zeitung/Nordwestschweiz, 3. August 2015 Wählen gehen, eine rechtsgültige Unterschrift haben, Auto fahren, starke alkoholische Getränke konsumieren: All dies dürfen Jugendliche ab 18 Jahren, weil sie volljährig sind. Nur heisst das nicht, dass sie dann erwachsen sind. Die Pubertät hört bei vielen erst in den Zwanzigern auf. 25 ist heute das neue 18. Junge Erwachsene haben es nicht gerade eilig, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und schieben deshalb das Erwachsen-Werden immer weiter nach hinten....
Anfangs letzter Woche wurde bekannt, dass die älteste Engadiner Privatschule, das Hochalpine Institut Ftan, noch diesen Sommer schliessen muss. Als Grund angegeben wurden der drastische Schülerschwund und finanzielle Probleme. Offenbar müssen aber auch andere traditionsreiche Internate ihre Schüler intensiver suchen und sich Einiges einfallen lassen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ein Hauptgrund für die vermehrte Konkurrenz dürften die vielen Privatschulen sein, die wie Pilze aus dem Boden schiessen, insbesondere in grossen Städten wie Zürich, Genf, Bern oder Basel. Rund um den Zürichsee...
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Die 5 populärsten Blogs
06. Januar 2019
erschienen in NZZ, 1. Dezember 2018, S. 12 unter dem Titel "Das Beste ist nicht immer gut genug. Verschonen wir die Kinder vom Optimierungswahn" Alle wollen ihn haben: den perfekten Körper. Um ...
21. Mai 2012
In einem meiner Blogs zu den «Helikoptereltern» habe ich behauptet, dass Eltern heute ihre Kinder nicht mehr loslassen und sich von ihm zu wenig distanzieren können. Weil ich mir bewusst bin, dass die...
28. April 2019
erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 23.04.2019, S. 16 Die Fünfjährige als Tennistalent, der Achtjährige mit dem Ziel, Profifussballer zu werden. Der Leistungssport beginnt im...
23. März 2013
Aktuell ist die Abschaffung der Gymiprüfungen im Kanton Zürich in aller Leute Munde. Das Hauptargument der Befürworter, die im Kantonsrat eine parlamentarische Initiative eingereicht haben, ist das de...
10. März 2013
Junge Frauen sind im Vormarsch. Dass sie die Bildungsaufsteigerinnen sind, zeigt sich auch daran, dass etwa 55% der Studienanfänger weiblich sind. Das ist im Vergleich zu den 1930er Jahren, als meine ...