Ich will - und zwar jetzt! Wie wir Kinder zu kleinen Egoisten erziehen

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 16.01.2017., 14. Sind Vorschulkinder heute gescheiter als früher? Viele von ihnen können schon Sätzchen lesen, bis auf 100 zählen, Geige spielen oder sich auf Englisch unterhalten. Doch dahinter steckt nicht Klugheit, sondern eine intensivere Förderung. Frühförderung ist in. Die Vielfalt an Angeboten ist riesig, die Nachfrage auch. Viele Kinder sind jedoch emotional retardiert. Misserfolge ertragen sie kaum, in der Schule warten, bis sie an der Reihe sind, funktioniert nicht, und mit Kritik der Lehrperson...
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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Weshalb diese Redewendung nur die halbe Wahrheit ist

Vorbei sind die Zeiten, als Bildung wie bei den alten Römern und Griechen noch »schola« und »schole« hiess und als Zeit verlieren, Innehalten und Musse finden verstanden wurde. Dass sie heute vielfach mit einem Treibhaus gleichgesetzt wird, hat seinen Grund auch in der Forschung, in erster Linie in den Neurowissenschaften, der Psychologie und der Erziehungswissenschaft. Obwohl diese Wissenschaften unterschiedliche Schwerpunkte setzen, bauen sie auf einem gemeinsamen Grundverständnis auf: Sie erachten die Vorschuljahre als eine Zeit enormen körperlichen, emotionalen und geistigen Wachstums,...
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Bankrott der Männlichkeit?

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 21.11.2016, 16.   Die Männer sind nicht das geworden, was sich die weibliche Gesellschaft von ihnen erhofft hat. Die neueste Sexismusdebatte zeigt, woran sie kranken: Sie begrapschen Frauen, fassen sie am Hintern, winken ihnen aufdringlich zu oder bezeichnen sie gar als Fickstück oder Schlampe. Kurz: Sie bedrohen Frauen in ihrer sexuellen Integrität. Ähnliches haben sie sich in der berühmten «Silvesternacht von Köln» geleistet. In dieser Nacht wurden Frauen haufenweise von fremden Männern sexuell belästigt,...
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Perfekte Mütter und ihre Karrieren

erschienen in: NZZ, 09.11., 10.   27 Prozent der Mütter sind nicht berufstätig, davon 50‘000 Frauen, die studiert haben. Und fast 30  Prozent entscheiden sich für ein kleines Teilzeitpensum von 50 Prozent und minimieren es noch, wenn die Kinder in die Schule kommen. Das geht nicht, findet die Wirtschaft. Gut ausgebildete Frauen sollten nicht am Herd, sondern im Beruf stehen. Und dies möglichst Vollzeit, damit ihr Humankapital nicht verloren geht. Dies tönt nachvollziehbar, doch die Situation ist komplexer. Es gibt zwei gesellschaftliche...
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Goldmedaillen-Eltern: Wie Eltern im Sport Superkids schaffen.

Ich bin eine passionierte Joggerin und nehme an Mittelstreckenläufen teil. Dabei fällt mir zunehmend ein Phänomen auf, das auch in den Medien vermehrt Aufmerksamkeit erhält: dass ehrgeizige Eltern ihre kleinen Knirpse an so genannte «Kids-» oder «Bambiniläufe» anmelden, sie genauestens in ihrem Laufen beobachten und sie dann regelrecht über die Ziellinie zerren. Viele Organisatoren solcher Veranstaltungen sagen, dass dies bei Kinderläufen schon fast zur Normalität gehöre. Auch Schwimm- oder Fussballtrainer berichten Ähnliches: Weinende Kinder, schreiende Erwachsene und kein bisschen Spass. Nicht selten...
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Nur das Gymi ist gut genug!

Im Kanton Zürich hat ein Sechstklässler im letzten Frühling die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium nicht bestanden, weil sein Aufsatz nur mit einer 2 benotet worden war. Die Eltern rekurrierten, zuerst bei der Bildungsdirektion, dann beim Verwaltungsgericht. Dieses hat nun entschieden, dass der Aufsatz neu beurteilt werden muss*. Dies ist noch keine bemerkenswerte Geschichte. Bemerkenswert ist jedoch, dass Rekurse in allen Kantonen zunehmen und auch vor der Universität nicht Halt machen. Erstaunlicherweise sind es auch hier noch die Eltern und nicht die Studierenden...
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Die Rushhour entzerren! Wir brauchen eine Zeitpolitik des Lebenslaufes

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 03.10. 2016, 16. Junge Familien sind nicht zu beneiden, ältere Menschen aber auch nicht. Beiden Gruppen gemeinsam ist, dass ihr Zeitbudget nicht mehr stimmt. Während Senioren oft im Übermass Zeit haben, um den Ruhestand irgendwie sinnvoll zu gestalten, ist für berufstätige Väter und Mütter mit kleinen Kindern die knappe Zeit das brennendste Problem ihrer Doppelbelastung. Sie sind permanent auf der Überholspur: Nach einer langen Ausbildung mussten sie sich in kurzer Zeit für einen geeigneten...
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«Was ist mit unseren Lehrlingen los?`Tausende brechen ab» Weshalb solche Titel falsch sind

In letzter Zeit haben «Lehrabbrüche» eine hohe mediale Aufmerksamkeit erlangt. In grossen Lettern war jeweils zu lesen: «Was ist mit unseren Stiften los? Jeder vierte Lehrling schmeisst den Bettel hin» oder «Lehrlinge im Stress – Tausende brechen ab!». Solche Aussagen machen erstens Glauben, die Situation sei absolut dramatisch und zweitens, einzig die Jugendlichen seien es, welche die Ausbildung abbrechen. Auf diese Weise wird ein Bild provoziert, wonach Lehrlinge nicht mehr durchhaltefähig sind, schneller aufgeben und keine unangenehme Arbeit mehr verrichten wollen....
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Die Realschule ist keine Restschule!

erschienen in: Aargauer Zeitung / Nordwestschweiz, 15.08.2016, 16    Sie tun ihr Bestes und versuchen unentwegt, ihren Schülern nicht die Schwächen vorzuhalten, sondern ihnen aufzuzeigen, dass sie auch Stärken haben. Diese schwierige Aufgabe meistern Realschullehrkräfte jeden Tag. Am letzten Aarauer Maienzug habe ich mich nicht nur amüsiert, sondern auch in dieser Hinsicht viel gelernt, und zwar von einer Kollegin, die seit Jahren an einer Realschule tätig ist. Auch Rückmeldungen anderer Lehrkräfte auf meine Kolumnen bestätigen mich in meiner Überzeugung: Die Realschule...
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Begabtenförderung für die Privilegierten. Weshalb Förderprogramme oft ungerecht sind

Seit fast zehn Jahren wird nun schon Kritik laut, dass Begabtenförderprogramme vor allem Kinder aus bildungsambitionierten Familien bedienen. Typischerweise handelt es sich um Schweizer Kinder aus der Mittel- und Oberschicht, um ausländische Kinder von Expats und vielleicht noch um Migrantenkinder aus gebildeten Familien. Kinder aus anderen Bevölkerungsschichten – Arbeiterkinder, benachteiligte Migrantenkinder oder Kinder aus «Risikofamilien» sind stark untervertreten. Und Gleiches gilt an den Hochschulen: Stipendiengelder bekommen vor allem Kinder aus gut situierten Akademikerfamilien, währendem solche aus einkommens- und bildungsschwachen Haushalten deutlich...
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