Perfektionismus in Zeiten der Selbstoptimierung

Die Schweiz hat an den World Skills in Abu Dhabi 20 Medaillen gewonnen, davon 11 goldene. Hinter China rangiert sie in der Nationenwertung auf dem zweiten Platz. Zustande gekommen ist diese herausragende Leistung unter anderem auch wegen des Perfektionismusstrebens der Beteiligten in der Vorbereitung zum und der Durchführung während des Wettbewerbs. Gesunder Perfektionismus Die Interviews, welche die Medaillengewinnerinnen und -gewinner anschliessend den Medien gegeben haben, machten deutlich: Sie haben eine gesunde Portion Perfektionismus entwickelt. Ihre Vorbereitung und die Arbeit während des...
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Der Druck zum Mittelmass oder: Keiner will ein Streber sein

Meine Kolumne in  der Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 06.11.2017, 16.   Es gibt Talente, die es in der Schule trotzdem schwer haben, vor allem dann, wenn sie männlich sind. Jeder kennt sie, lernbegierige Primarschüler, die Bestnoten schreiben. Manchmal sind sie hochbegabt, oft lediglich besonders gewissenhaft und ehrgeizig. In Mathematik oder Deutsch sind sie der Klasse voraus, und auch mit ihrem Wissen halten sie sich im Unterricht nicht zurück. Verhalten sie sich unauffällig, sind sie die Lieblinge der Lehrkräfte, und auch...
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Wenn die Betreuerin von den Kindern mehr geliebt wird als von der Mutter...

Kürzlich war ich wieder einmal zum Schwimmen im Hallenbad. Jedermann, der dorthin geht, auf einen Spielplatz oder in ein Einkaufszentrum, stellt fest, dass sich die Zeiten geändert haben. Eine neue Gruppe der Ersatzmütter: die Nannys Vor Jahren, als unsere Kinder im Schulalter waren, gab es drei Gruppen von Frauen: die Hausfrauen, die Berufsfrauen und die Teilzeitlerinnen, welche die Probleme der Haus- und der Berufsfrauen verstanden. Im Zuge der verstärkten Berufstätigkeit der Mütter und der kostenintensiven Kitabetreuung gibt es heute eine vierte...
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Der Tunnelblick in der Selektion von Lehrlingen

Eine traditionelle Erkenntnis der Forschung zu Selektionsverfahren in der beruflichen Grundbildung ist die, dass die Engpässe der vergangenen Jahre die Zugangschancen bestimmter Gruppen gefördert, anderer Gruppen hingegen behindert haben*. So liegt bis heute die Ausbildungsbeteiligung junger Ausländerinnen und Ausländer unter denjenigen der Einheimischen. Anerkannt ist dabei, dass es vor allem betriebliche Auswahlstrategien sind, welche sie benachteiligen. Darüber hinaus weisen insbesondere Schülerinnen und Schüler aus anforderungsniedrigen Schulstufen deutlich geringere Einmündungsquoten auf, weil sie sich häufiger in der Warteschlaufe befinden als Jugendliche höherer...
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Der Ruhestand ist kein Winterschlaf

erschienen in: Aargauer Zeitung /Die Nordwestschweiz, 18.09.2017, 14.   Die Überalterung unserer Gesellschaft ist eine Tatsache. Unwörter wie Rentnerschwemme, Gruftis oder Altersheim Schweiz verweisen auf das schwierige Umfeld, in dem Altern heute stattfindet. Die Altersdebatte ist eine Angstdebatte, welche die Diskussion nahezu vollständig beherrscht. Dadurch ignoriert sie die mit dem Altern verbundenen Chancen. Altern als Provokation Um nicht falsch verstanden zu werden: Altern ist relevant! In einer Gesellschaft im Jugendwahn ist die Angst vor dem Altwerden ein Normalzustand. Altern ist eine...
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Elternängste und ihre Auswirkungen

Unzweifelhaft ist Ängstlichkeit ein Teil von Elternschaft. Es gibt ein persönliches und soziales Gefühl von Verletzlichkeit, das mit der Schwangerschaft und dem Bewusstsein aufkommt, nun bald für ein vollkommen von einem selbst abhängiges Wesen verantwortlich zu sein. Dies war schon immer so. Stete Kontrolle und Fürsorge garantiert keine erfolgreichen Kinder Aber heute es gibt etwas Einmaliges über die Natur elterlicher Ängstlichkeit: die Überzeugung, dass etwas mit den Kindern schief geht, wenn sie nicht andauernd kontrolliert und alle schlechten Dinge oder Gefahren...
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Missratene Kinder. Wenn der Nachwuchs nicht den elterlichen Erwartungen entspricht

erschienen in: NZZ, Wenn Kinder versagen. Zu hohe elterliche Erwartungen. 11.08.2017, 9.   «Leider macht unser Sohn nichts Rechtes. Er hat sein Studium abgebrochen und will nun Koch werden.» Diese Sorge eines Kollegen zu meiner Frage nach dem Lebensweg seiner Kinder ist nachvollziehbar. Und zwar grundsätzlich, weil die OECD an der Förderung der akademischen Eliten festhält. Sie stempelt junge Menschen als Bildungsabsteiger ab, wenn sie trotz eines akademischen Familienhintergrundes «nur» eine Berufslehre absolvieren. Aber auch, weil Bildungsabsteiger in unserer akademisierten Zeit...
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Frauen im Konkurrenzkampf

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 17.07.2017, 16.   Frauen sind teamfähiger als Männer. Sie kommunizieren besser und sind weniger machtorientiert. Darüber ist sich die Wissenschaft mehrheitlich einig. Offenbar gilt dies nicht immer. In einer unserer Untersuchungen hatten mehr als 60 Prozent der Befragten die Aussage bejaht, Frauen würden oft in einem Konkurrenzkampf mit anderen Frauen stehen. Auch Nannys berichten, Mütter wären eifersüchtig auf sie, weil das Kind zu ihnen eine innige Beziehung habe. Wie kommt das? Was ist mit...
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Warum Väter nicht Teilzeit arbeiten

Der Mann will lieber 100% ins Büro als Teilzeit arbeiten. Ungefähr so stand dieser Satz kürzlich in der Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz. Der Artikel ist gut recherchiert und differenziert geschrieben. Trotzdem lässt sich die Hauptbotschaft, der Vater sei es, der sein Arbeitspensum nicht kürzen wolle, so nicht stehen lassen. Unsere Forschungsergebnisse aus der Franz- und Tarzan-Studie* sprechen eine etwas andere Sprache. In diesem Blog berichte ich, weshalb die Partnerin eine ganz wesentliche Rolle spielt, lasse aber die Rolle der Arbeitgeber...
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Prügelknabe Gymnasium?

Das Gymnasium ist Schuld, dass der Berufsbildung die guten Lehrlinge fehlen. Diese Aussage hört man immer wieder, wenn es um den Lehrlingsmangel geht. Die Berufsbildung sieht sich als Verliererin. Aber ist das Gymnasium wirklich der Prügelknabe? Eher nicht, denn gute Lehrlinge fehlen der Berufsbildung nicht einfach deshalb, weil sie sich fürs Gymnasium entscheiden. Die Hauptursache liegt in den sinkenden Schülerzahlen, welche die Berufsbildung gegenwärtig besonders spürt. Denn nach wie vor wählen gleich viel oder etwas mehr Jugendliche das Gymnasium oder eine...
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