Die Lüge der Quality Time

Paare erleben die Zeit in der Familie und am Arbeitsplatz zwar unterschiedlich, doch an beiden Orten dominiert eine Effizienzkultur, die früher nur für den beruflichen Bereich gegolten hat. Überall sollte man sich ständig zu neuen Leistungen antreiben: zu Hause die Quality Time nicht vergessen, am Arbeitsplatz das Total Quality-Management-System leben und in der raren Freizeit auch noch die Selbstoptimierung pflegen. Überall geht es um Qualität. Quality Time als Balsam für die Seele Die Botschaft, dass nicht die Quantität der Zeit, welche...
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Dinosaurier Dads in Chefetagen. Ihre negativen Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Männer mit anspruchsvollen Karrieremöglichkeiten heissen High Potentials. Wer beliebig verfügbar und hochmotiviert ist, sich in der knapp bemessenen Freizeit im Fitnessstudio aufhält und nicht schnell nach Hause gehen muss, um Windeln zu wechseln, gilt immer noch als Laufbahnmodell und als Prototyp männlicher Berufsidentität. Dies zeigt sich auch in den Prinzipien des Total Quality Managements, welches in vielen Betrieben zu einer sognannt partizipativen Unternehmenskultur geführt hat. Partizipativ meint meistens, dass Mitarbeitende lernen sollen, wie man schnell und effizient Entscheidungen fällen, flexibler werden...
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Mach schon, wir haben keine Zeit!

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 10.04.2017, 16. Die knappe Zeit bedroht unser Wohlbefinden. Also muss man sie managen und in sie investieren. Dies alles ginge ja noch, wenn sie nur das Berufsleben, aber nicht auch die Familie betreffen würde. Doch permanente Erreichbarkeit, Homeoffice und Telearbeit lassen die beiden Lebenssysteme immer mehr miteinander verschmelzen. Das Zuhause ist nicht mehr ein Ort des Abschaltens, sondern zunehmend ein zweiter Arbeitsplatz, währendem die Firma zum neuen Daheim wird, wo die Arbeit wartet. Das...
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Der Mythos vom kompetenten Säugling

In der Erziehung und Förderung des Nachwuchses stellt unsere Gesellschaft die Eltern unter einen enormen Vollkommenheitsdruck: Sie sollen das Kind als Persönlichkeit mit eigenständigen Bedürfnissen und Ansprüchen verstehen, ihm umfassende Liebe entgegen bringen, seine Bedürfnisse immer auf den ersten Platz setzen und das Kind nicht unnötig einschränken. In der Wissenschaft spricht man deshalb auch von der «Sentimentalisierung der Kindheit»*. Caroline Thompson nennt sie gar eine «sentimentale Revolution». Hinter diesem Phänomen steckt ein Paradigmawechsel, der Kindheit und Elternschaft in historisch einzigartiger Weise...
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Hände weg von meinem Kind! Weshalb viele Frauen das familiäre Revier beherrschen

erschienen im Mama-Blog des Tagesanzeigers am Dienstag, 14.03.2017 http://blog.tagesanzeiger.ch/mamablog/index.php/71363/listen-fuer-papa/   Wann gelten Frauen als gute Mütter? Nur dann, wenn sie diese Aufgabe intensiv ausüben. Ob berufstätig oder nicht – ihre Identität ist an das Tun als Mutter gebunden. Schickt der Vater die Tochter am Morgen ungekämmt zur Schule, dann gilt dies nicht als seine Unterlassung, sondern als die der Mutter. Frauen versuchen deshalb unentwegt, den gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen und übernehmen wie selbstverständlich die innerfamiliäre Hauptverantwortung. Hat der Partner Papa-Tag, hinterlassen sie...
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Frauen und Männer im Multitasking-Check

Berufstätige Elternpaare haben eine enorme Arbeitsbelastung. Frauen und Männer berichten zu gleichen Anteilen von hohem Druck, von mehr Konflikten und von weniger Zweisamkeit. Vor allem die regelmässig wiederkehrenden zeitlichen Engpässe haben negative Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Multitasking gilt deshalb als Geheimrezept. Wer das kann, ist ein Modell. Wenn dem nur so einfach wäre! Multitasking als Effizienzstrategie Multitasking meint die Fähigkeit, verschiedene Aufgaben gleichzeitig auszuführen oder zumindest sehr schnell zwischen ihnen abzuwechseln. So lassen sich mehr Aufgaben in kürzerer Zeit erledigen und im...
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Der harte Weg an die Spitze

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 06.02.2017, 16.   Wir sind Spitze! In keinem anderen Bereich hat die Schweiz in Wettbewerben so viele Medaillen gewonnen wie in der Berufsbildung. Und kürzlich war es wieder so weit: Unsere Delegation holte in Göteborg den Europameistertitel in der Nationenwertung. Was für eine Genugtuung für die Berufsbildung, welche mit Attraktivitätsproblemen und Schwierigkeiten zu kämpfen hat, gute Lehrlinge zu finden! Umso mehr erstaunt, dass Berufsmeisterschaften so selten als Ausbildungselemente auf dem Weg zur beruflichen Karriere...
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Ich will - und zwar jetzt! Wie wir Kinder zu kleinen Egoisten erziehen

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 16.01.2017., 14. Sind Vorschulkinder heute gescheiter als früher? Viele von ihnen können schon Sätzchen lesen, bis auf 100 zählen, Geige spielen oder sich auf Englisch unterhalten. Doch dahinter steckt nicht Klugheit, sondern eine intensivere Förderung. Frühförderung ist in. Die Vielfalt an Angeboten ist riesig, die Nachfrage auch. Viele Kinder sind jedoch emotional retardiert. Misserfolge ertragen sie kaum, in der Schule warten, bis sie an der Reihe sind, funktioniert nicht, und mit Kritik der Lehrperson...
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Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Weshalb diese Redewendung nur die halbe Wahrheit ist

Vorbei sind die Zeiten, als Bildung wie bei den alten Römern und Griechen noch »schola« und »schole« hiess und als Zeit verlieren, Innehalten und Musse finden verstanden wurde. Dass sie heute vielfach mit einem Treibhaus gleichgesetzt wird, hat seinen Grund auch in der Forschung, in erster Linie in den Neurowissenschaften, der Psychologie und der Erziehungswissenschaft. Obwohl diese Wissenschaften unterschiedliche Schwerpunkte setzen, bauen sie auf einem gemeinsamen Grundverständnis auf: Sie erachten die Vorschuljahre als eine Zeit enormen körperlichen, emotionalen und geistigen Wachstums,...
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Bankrott der Männlichkeit?

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 21.11.2016, 16.   Die Männer sind nicht das geworden, was sich die weibliche Gesellschaft von ihnen erhofft hat. Die neueste Sexismusdebatte zeigt, woran sie kranken: Sie begrapschen Frauen, fassen sie am Hintern, winken ihnen aufdringlich zu oder bezeichnen sie gar als Fickstück oder Schlampe. Kurz: Sie bedrohen Frauen in ihrer sexuellen Integrität. Ähnliches haben sie sich in der berühmten «Silvesternacht von Köln» geleistet. In dieser Nacht wurden Frauen haufenweise von fremden Männern sexuell belästigt,...
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