Weshalb der Import von Lehrlingen aus Südeuropa problematisch ist

Tatsache ist, dass in der Schweiz viele Lehrstellensuchende aktuell noch keine Zusage für eine Lehrstelle haben, weil ihnen nach Meinung der Betriebe die notwendigen Qualifikationen fehlen. Andererseits ist der Lehrlingsmangel in gewissen Branchen enorm. Der Bundesrat prüft deshalb, ob diese Situation entschärft werden könnte, wenn die Schweiz arbeitslose Griechen, Spanier oder Italiener ausbilden würde. In diesen südeuropäischen Ländern beträgt die Jugendarbeitslosigkeit teilweise um 50%, in der Schweiz hingegen nur 2.9%. Meine Haltung ist klar: Wir haben genug Potenzial an Auszubildenden in...
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Zwischen familienfreundlich und Kinderverbot: Schizophrenes Ferienleben

Wir waren zwei Wochen auf der wunderbaren Nordseeinsel Sylt in den Ferien. Vorher hatten wir in Hamburg und Umgebung Halt gemacht. Dieser Teil Deutschlands ist einmalig: wunderbare Landschaften, angenehmes Klima und unzählige Freizeitmöglichkeiten. Wo schon findet man gleichzeitig Himmel und Meer, Brandungsbaden, mannshohe Wellen, Dünen, Wattwanderungen, Reetdächer, Strandkörbe, aber auch hüllenloses Baden an FKK-Stränden? Die Insel gilt als die Ferieninsel schlechthin. Schon im 19. Jahrhundert schwörte, wer auf Sylt Ferien machte, auf die heilende Kraft des Nordseeklimas. Doch was ist es,...
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Dr. Dropout: Über die Stolpersteine des Doktorierens

Eine der befriedigendsten Aufgaben und eine besondere Ehre für mich ist, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beim Anfertigen ihrer Dissertation zu betreuen. Als 'Doktormutter' stehe ich als Gesprächspartnerin für alle möglichen Fragen rund um die Arbeit zur Verfügung, und ich biete extra-Sprechstunden für Doktorierende und regelmässige Kolloquien an. In den letzten Jahren hatte ich insgesamt 24 Doktorandinnen und Doktoranden. Von ihnen haben sieben das Doktorat inzwischen abgeschlossen, weitere sieben werden es mit grösster Wahrscheinlichkeit in nächster Zeit tun. Fünf Personen genügten meinen...
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Zu den Folgen des Akademisierungswahns

Es ist absurd: Das Schweizer Berufsbildungssystem gilt international als vorbildlich, und es wird mittlerweile in zahlreichen Ländern weltweit nachgeahmt, nicht zuletzt auch deshalb, weil bei uns die Jugendarbeitslosigkeit nur 3.5% beträgt. Trotzdem gehen ihm die Lehrlinge aus. Das hängt unter anderem sowohl mit dem demografisch bedingten Rückgang der Schulabgängerzahlen als auch mit dem erfreulich hohen Nachwuchskräftebedarf der Wirtschaft zusammen. Vor allem aber ist der Lehrlingsmangel eine Folge des Hypes um die Akademisierung der Ausbildungsberufe. Heute gilt der akademische Weg übers Gymnasium...
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Dressierte Studenten?

Kürzlich habe ich in meinem Seminar "Identität und Vorbilder"  einen einfachen Leistungsnachweis für die Studierenden formuliert: einen in Bezug auf Grammatik und Rechtschreibung einwandfreien Text von anderthalb Seiten zu einem inhaltlich relevanten Seminarthema zu verfassen. Leistungsnachweise sind notwendig, um die erforderlichen Kreditpunkte (ECTS) gutgeschrieben zu bekommen. 1 ECTS wird mit 30 Arbeitsstunden gleichgesetzt, so dass die 3 ECTS meines Seminars 90 Arbeitsstunden erforderten. Die Studierenden fanden diesen Leistungsnachweise eine coole Sache, ich auch. Jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Währendem sie wahrscheinlich in den...
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In Watte gepackt – weshalb eine risikoscheue Kindheit schädlich ist

  Verantwortungsvolle Elternschaft wird mit der Pflicht gleichgesetzt, die Kinder dauernd zu überwachen. Dies ist jedoch eine spezifisch deutschsprachige und anglo-amerikanische Idee, denn in vielen anderen Gesellschaften geniessen Kinder weit mehr Freiheiten, sich alleine oder zumindest selbstverantwortlich in der Aussenwelt zu bewegen. Dabei ist unsere Angst um die kindliche Sicherheit auf einem beispiellosen und fast schon schizophrenen Niveau angelangt. Unfälle – ein aufgeschürftes Knie, ein Sturz vom Velo oder vom Dreirad – aber auch vielleicht eine Magenverstimmung, weil etwas nicht ganz...
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Die neue Ökonomie des Schulerfolgs

Die PISA-Studien, die seit dem Jahr 2000 in dreijährigem Turnus durchgeführt werden, haben dazu geführt, dass die Bildungspolitik einen Grossteil ihrer Energie für Schulen und ihre Schulleistungen verwendet. Die Schulen sollen nicht nur besser werden, sie sollen auch sicherstellen, dass alle Schüler bestimmte Niveaus erreichen. Deshalb werden bereits heute in vielen Kantonen Vergleichsprüfungen eingesetzt, im Kanton Aargau beispielsweise der «Check 5», ein freiwilliger Leistungstest für die 5. Klassen. Auch HarmoS sieht Bildungsstandards inklusive deren Überprüfung in den Fachbereichen Schulsprache, Fremdsprachen, Mathematik...
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Über die Seniorisierung in Betrieben: Warum es oft schwer ist, in Betrieben älter zu werden

Ich habe Jahrgang 1950. Viele meiner Altersgenossinnen und -genossen haben sich schon vor einiger Zeit langsam oder abrupt aus dem Berufsleben zurückgezogen. Das ist aber kaum etwas Besonderes, sondern entspricht einem allgemeinen gesellschaftlichen Phänomen, welches in allen westlichen Staaten beobachtbar ist. Obwohl ältere Menschen körperlich und geistig fitter sind als alle Generationen zuvor, steigen sie immer früher aus dem Arbeitsleben aus. Meine These ist dabei die, dass es neben den ökonomischen Ausstiegsanreizen keine Kultur der Arbeit für Ältere gibt. Das, was...
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Die Pflicht, ein perfektes Kind auf die Welt zu bringen

Eine Situation kürzlich im Zug: Ein Kind, augenfällig mit einer Trisomie 21, sitzt mit seiner Mutter in einem SBB-Erstklassabteil und unterhält sich mit ihr lautstark und auffällig. Neben mir eine Gruppe von Männern im besten Alter, die in ihre Management-Geschäfte vertieft sind, sich jedoch offenbar von diesem Kind gestört fühlen. Denn einer flüstert den anderen zu: «Wenn ich ein Kind wie dieses hätte, dann hätte ich den Arzt früh genug gebeten, es wegzumachen.» Ein Kind ‚wie dieses‘ wurde bis vor kurzem...
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Weshalb eine Abschaffung der Gymiprüfung keine Chancengerechtigkeit bewirkt

Aktuell ist die Abschaffung der Gymiprüfungen im Kanton Zürich in aller Leute Munde. Das Hauptargument der Befürworter, die im Kantonsrat eine parlamentarische Initiative eingereicht haben, ist das der verzerrten Zugangschancen und der Benachteiligung von Kindern aus weniger gebildeten und armen Familien. Das Hauptargument der Gegner betrifft die Angst vor Hunderten von zusätzlichen Schülern, welche die Gymnasien gar nicht verkraften könnten. Wer hat aus wissenschaftlicher Sicht ‚Recht‘? Zunächst einmal: eher die Befürworter! Für ihre Argumente spricht die Tatsache, dass der Zugang zum...
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