Mütter sind an allem schuld! Gedanken zur Ideologie der intensiven Mutterschaft

erschienen in Aaraguer Zeitung  / Die Nordwestschweiz, 21.05.2018 Mutterschaft wird verklärt. Tritt der Traum vom eigenen Kind ins Leben, schwelgen Frauen nicht nur im Glück, sondern auch in Zukunftsplänen. Mit oder ohne Partner können sie neuerdings frei entscheiden, ob sie lieber einen Benjamin oder eine Anna hätten und wie, wo und wann das Kind zur Welt kommen soll. Solche Wahlfreiheiten passen zwar gut zu unserer individualisierten Gesellschaft, doch sobald Frauen Mütter werden, ändert dies grundlegend. Das Kind ist nicht mehr ein...
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Überförderte und überforderte Kinder

erschienen in NZZ, 17.05.2018, 10.   Besonders fleissig und gute Noten – ein solches Kind ist der Traum mancher Eltern. Ist es zudem überdurchschnittlich intelligent, dann hat es beste Aussichten auf eine besonders erfolgreiche Bildungslaufbahn. Doch in vielen Fällen sind solche Kinder nicht hochbegabt, sondern Überleister. Überleister sind junge Menschen, die mehr leisten, als man von ihnen aufgrund ihrer intellektuellen Fähigkeiten erwartet. Überleistung gilt fälschlicherweise als erstrebenswert oder zumindest als harmlos. Doch ein Blick hinter die Fassade asiatischer Familien verweist auf...
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Schulen als Leuchttürme für mehr Chancengerechtigkeit

Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Bildungschancen ungleich verteilt sind. Gemäss dem Prinzip der Chancengerechtigkeit müsste allen Menschen nicht nur der Zugang zur Ausbildung gleichermassen offen stehen, sondern auch faire Chancen zur Überwindung von Nachteilen und zur Entdeckung von Potenzialen. Mit Blick auf Kinder aus einfachen Sozialschichten ist dieses Postulat nicht verwirklicht. Auch wenn sie die gleichen kognitiven Fähigkeiten haben wie Kinder aus privilegierteren Sozialschichten, sind sie weniger schulerfolgreich und finden den Weg ans Gymnasium deutlich seltener. Unserer Gesellschaft geht...
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Verweichlicht oder übersensibel? Gedanken zur Frustrationstoleranz junger Menschen

erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 31.03.2018, 20   Eine junge Journalistin hat sich kürzlich auf Twitter beklagt, dass sie eine Praktikumsstelle bei einem renommierten Verlag nicht bekommen habe. Sie sei noch nie so respektlos behandelt worden und das tue sehr weh. Ihre Reaktion ist zwar nachvollziehbar, trotzdem zeigt sie sich als unfähig, eine solche Niederlage hinzunehmen und eine gewisse Schmerzresistenz zu entwickeln. Fehlende Frustrationstoleranz Vielleicht verfügt diese junge Frau über zu wenig Frustrationstoleranz. In der Regel entwickelt man sie...
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Das Digitalisierungsmonster und seine ausgeblendeten Auswirkungen

Die Digitalisierung ist mächtig und scheint so unausweichlich wie ein Naturereignis. Bei genauerem Hinsehen stimmt dies natürlich nicht. Die Digitalisierung ist kein Naturereignis, sondern das Ergebnis wichtiger kollektiver Entscheidungen von bestimmten Gremien. Kantone beispielsweise sprechen plötzlich trotz Finanzknappheit namhafte Summen, um die Digitalisierung im Bildungswesen voranzutreiben. Wie wachsen Kinder in die digitale Welt hinein? Als Bildungsforscherin macht mir Sorgen, wie schnell diese Welle voranschreitet – schneller, als wir überhaupt verarbeiten können. Selbstverständlich kann man beschwichtigen: Das ist halt so bei derart...
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Weibliche Talente haben es schwer in der Berufsbildung

erschienen in Aargauer Zeitung/Die Nordwestschweiz, 12.02.2018, 16. (Diese Kolumne bezieht sich auf unsere neue Studie: http://www.margritstamm.ch/dokumente/dossiers/253-die-berufslehre-hat-ein-geschlecht-weshalb-es-weibliche-talente-schwer-haben/file.html   In der Berufsbildung sind weibliche Talente benachteiligt. Diese Behauptung dürfte im Jahr 2018 – in Zeiten der Diskussion um Frauenquoten, gleicher Lohn für Mann und Frau, mehr Frauen in Verwaltungsräte oder der #metoo-Debatte – unterschiedliche Reaktionen auslösen. Die einen wird sie kaum erstaunen, andere dürfte sie ärgern. Lehrmeister beurteilen junge Frauen strenger als Lehrmeisterinnen Doch meine Behauptung ist eine empirische Tatsache. In unserer kürzlich abgeschlossenen...
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Begabte Minoritäten: Fünf Mythen, warum ihr Potenzial übersehen wird

Die soziale Herkunft zensiert*. Diesen Titel trägt eine Studie, an der Franz Baeriswyl von der Universität Fribourg mitgearbeitet hat und empirisch belegt, was wir eigentlich schon lange wissen: Kinder aus einfach gestellten Familien bekommen schlechtere Noten, auch wenn sie in Prüfungen gleich gut wie Kinder aus sozial gut gestellten Familien abschneiden. Begabtenförderung und ihre sozialen Ungleichheiten Ungleichheit zeichnet sich aber auch in der Begabtenförderung ab. Dies erstaunt, könnte man doch davon ausgehen, dass überdurchschnittliche intellektuelle Fähigkeiten das Tor zum Erfolg –...
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Anstandslosigkeit: ein neues Laster in Zeiten der Digitalisierung

erschienen in: NZZ, 29.12.2017 «Benimm dich anständig!» Diese Ermahnung war für meine Generation eine alltägliche Erziehungserfahrung. Heute gilt sie als Ausdruck einer repressiven Moral. Zu Recht, denn die unerträglichen Normen machten aus vielen Kindern angstbesetzte Anpasser statt eigenverantwortlich handelnde Menschen. Heute überwiegt die Überzeugung, dass Menschen, die sich frei entfalten können, Anstand und Respekt automatisch von Erwachsenen übernehmen – Lernen am Modell nennt man das. Doch solche Modelle bekommen zunehmend abträgliche Konkurrenz. Viele von uns werden dieses Bild nie vergessen: Wie Donald...
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Vorbilder statt Vorsätze fürs 2018

Neues Jahr, neues Glück? Wer das Schicksal der guten Vorsätze kennt, weiss nur zu sehr, dass dies eine nicht so einfache Sache ist. Man sollte deshalb vorsichtiger mit den Vorsätzen umgehen und sich eher überlegen, was es mit dem Vorbildsein auf sich hat. Ein Vorbild taugt mehr als zig gute Vorsätze, die sich häufig nicht bewähren und selten lange halten. Schon der römische Philosoph Seneca hat gesagt, dass die Menschen den Augen mehr trauen als den Ohren und Vorbilder deshalb den...
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MINT-Berufe und Frauen: Frühes Selbstvertrauen fördern!

Wir alle kennen das Vorurteil, dass Mädchen einfach schlechter in Mathematik seien und dies einer biologischen Tatsache entspreche. Und es ist auch eine oft gestellte Journalistenfrage, ob das männliche Geschlecht deshalb klüger als das weibliche Geschlecht sei. Schliesslich sind Frauen an Universitäten und Fachhochschulen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) deutlich unterrepräsentiert. Wenn man die Gründe nicht in der Biologie sucht, dann am ehesten in den gesellschaftlichen Stereotypen und in den Vorurteilen von Lehrkräften, Eltern und Berufsbildnern. Eine neue und...
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