Viele Vorschulkinder können heute mehr als noch vor zwanzig Jahren. Beispielsweise schon Sätzchen lesen, bis auf 100 zählen, Geige spielen oder sich auf Englisch unterhalten. Dies nicht etwa deshalb, weil sie generell gescheiter geworden sind, sondern, weil sie früher und intensiver gefördert werden. Frühförderung ist in. Die Vielfalt an Angeboten ist riesig, die Nachfrage auch. Allerdings sind nicht wenige dieser Kinder emotional retardiert. Sie können kaum warten, bis sie etwas bekommen. Ist dies nicht der Fall, reagieren sie mit Wutausbrüchen. Tisch...
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Erschienen in: Aargauer Zeitung/Nordostschweiz, 15.02.2016, 18. Frauenquoten, gleicher Lohn für Frau und Mann, Teilzeitarbeit auch für Väter, Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Der Weg zur Gleichberechtigung ist gepflastert mit Schlagworten. Die Marschrichtung scheint klar, der Weg aber noch lang. Trotzdem beginnt uns diese Strategie zu überfordern. Sichtbar wird dies schon bei jungen Paaren, die Eltern werden. Man gibt das Kind möglichst früh in die Krippe, damit Mütter gleichberechtigt mit den Vätern wieder arbeiten gehen können. Auch die Wirtschaft ist höchst...
Wer in der Schweiz die Chance bekommt, das Gymnasium zu besuchen, stammt wahrscheinlich aus einer gut situierten Familie. Arbeiterkinder oder solche aus einfachen Migrantenfamilien haben hingegen fünfmal schlechtere Chancen – wohlverstanden bei gleichen Schulleistungen. Zu diesem Schluss kommen verschiedene Studien*. Weshalb dem so ist, erklären sie mit den primären und sekundären Herkunftseffekten: Die primären Effekte werden für das Phänomen verantwortlich gemacht, dass Arbeiterkinder im Durchschnitt schlechtere Schulnoten als besser situierte Kinder haben. Die Ursache wird dabei in der geringeren Anregung und...
erschienen in: NZZ, 08.01.2016, S.10, Teil 1. Ich bin seit vielen Jahre Feministin. Meine Motivation war schon immer das Engagement gegen diskriminierende Geschlechterstrukturen unserer Gesellschaft. Heute bin ich verunsichert. Der Grund ist die Entwicklung der Gleichstellungspolitik und des jungen Feminismus. Die Gleichstellungseinrichtungen machen zwar professionelle Arbeit, aber sie haben zu wenig Rückhalt, insbesondere beim männlichen Geschlecht. Und der junge Feminismus, wie ihn die Ikone Laurie Penny postuliert, will eine Gleichstellung, die sich nicht mehr am Idealbild der Karrierefrau orientiert, sondern...
erschienen in: Aargauer Zeitung/ Die Nordwestschweiz, 28.12.2015, 18. Weihnachten ist vorbei. Schön sind die Erinnerungen an die leuchtenden Kinderaugen beim Anblick der Päckli unter dem Christbaum. Durchschnittlich 10.5 Geschenke bekommt ein Kind, zwei von den Eltern, vier von den beiden Grosseltern, je eines von Gotte und Götti, Tanten und Onkeln und vielleicht auch eines vom neuen Freund der Grossmutter. Schliesslich liebt man ja den Nachwuchs, deshalb kauft man ihm auch so viel Spielzeug. Unterschreiben würde das natürlich kaum jemand, und...
Die "Überalterung" ist eine Tatsache, welche uns enorm beschäftigt. Unwörter wie Rentnerschwemme, Grufties oder Altersheim Schweiz verweisen auf das schwierige Umfeld, in dem Altern heute stattfindet. Die Altersdebatte ist nach wie vor weitgehend eine Angstdebatte, auch wenn mediale Berichte von den jungen Alten anderes verheissen. Es erstaunt deshalb kaum, dass dieser Negativblick die Diskussion über das Altern beherrscht und die mit ihm verbundenen Chancen nahezu vollständig ignoriert. Das zeigt sich übrigens auch in vielen Altersleitbildern, die oft stark in dem verwurzelt...
Eine «bildungsferne» Professorin. Weshalb wir den «bildungsfern» aus dem Vokabular streichen sollten
erschienen im Polit-Blog des Tagesanzeigers, 23.11.2015: http://blog.tagesanzeiger.ch/politblog/index.php/30971/eine-bildungsferne-professorin/ Ich bin ein Arbeiterkind. Mein Vater war Sattler und Tapezierer, meine Mutter arbeitete vor allem im Service. Heute wäre ich ein «bildungsfernes» Kind. Als bildungsfern gilt in den PISA-Studien, wenn die Familie nur wenige Meter Bücher besitzt, das Kind kein eigenes Zimmer und keinen eigenen Schreibtisch hat, die Eltern nur bescheiden ausgebildet sind und mit dem Nachwuchs selten oder nie Bibliotheken besuchen. Dies alles trifft für meine Kindheit zu. Darunter, dass ich ein...
Am Morgen müssen sie früh weg, am Abend kommen sie spät nach Hause. Sind sie endlich da, wechseln sie Windeln, erzählen eine Gutenachtgeschichte oder helfen bei den Hausaufgaben zum Dreisatzrechnen. Tatsächlich hat sich bei den Vätern in den letzten Jahren Vieles geändert. Sie investieren deutlich mehr Zeit in ihre Kinder und mit überwiegend hohem Engagement. Trotzdem ist der Standardvorwurf aus weiblichem Munde immer noch weitgehend derselbe: Männer sind das faule Geschlecht. Sie tun zu wenig im Haushalt, und wenn das Kind...
Dass Stichworte wie Talente, Begabungen, Expertise, Leistungsexzellenz – oder wie immer man Potenziale nennen will – Eingang in den Berufsbildungsdiskurs gefunden haben, ist glücklicherweise auch eine Folge des innovativen Berufsbildungsgesetzes. Die in Art. 18 und Art. 21b festgehaltene Pflicht zur Förderung leistungsstarker Berufslernender weist der Ausbildung des Nachwuchses eine grundlegende Bedeutung und den Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben eine spezifische Verantwortung und Innovationsbereitschaft zu. Berufliche Begabten- und Talentförderung ist damit zu einer wichtigen, berufspädagogischen Aufgabe geworden. Auch der Bundesrat hat verschiedentlich von der...
Das Gerede von der Akademikerschwemme ärgert mich, auch deshalb, weil Berufsbildung und Gymnasium immer wieder gegeneinander ausgespielt werden. Es muss nicht jeder studieren, heisst es, leistungsstarke Schüler wären in einer Berufslehre oft besser aufgehoben als im Gymi. Stimmt! Und zwar für solche, die eigentlich handwerkliche Begabungen hätten, sich aber kaum für akademische Inhalte interessieren und die Matura nur mit Ach und Krach hinkriegen. Für eine jenseits junger Migranten nahezu unbeachtete Gruppe trifft jedoch Umgekehrtes zu: Kinder aus einheimischen Arbeiterfamilien, die das...
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Die 5 populärsten Blogs
06. Januar 2019
erschienen in NZZ, 1. Dezember 2018, S. 12 unter dem Titel "Das Beste ist nicht immer gut genug. Verschonen wir die Kinder vom Optimierungswahn" Alle wollen ihn haben: den perfekten Körper. Um ...
21. Mai 2012
In einem meiner Blogs zu den «Helikoptereltern» habe ich behauptet, dass Eltern heute ihre Kinder nicht mehr loslassen und sich von ihm zu wenig distanzieren können. Weil ich mir bewusst bin, dass die...
28. April 2019
erschienen in: Aargauer Zeitung / Die Nordwestschweiz, 23.04.2019, S. 16 Die Fünfjährige als Tennistalent, der Achtjährige mit dem Ziel, Profifussballer zu werden. Der Leistungssport beginnt im...
23. März 2013
Aktuell ist die Abschaffung der Gymiprüfungen im Kanton Zürich in aller Leute Munde. Das Hauptargument der Befürworter, die im Kantonsrat eine parlamentarische Initiative eingereicht haben, ist das de...
10. März 2013
Junge Frauen sind im Vormarsch. Dass sie die Bildungsaufsteigerinnen sind, zeigt sich auch daran, dass etwa 55% der Studienanfänger weiblich sind. Das ist im Vergleich zu den 1930er Jahren, als meine ...